Melanie Zaugg
17. August 2023

Gasshuku 2023

Karatekai Basel - Gasshuku 2023

Donnerstag aus Sicht einer Weissgurt-Trägerin

Wir beginnen das Sommerlager mit einem Blick auf ein Meer… ein Meer aus weissen Gis und verschiedenen Gurten. Das ist als Neuling im Sommerlager schon anfangs etwas einschüchternd, denn mehr als die Hälfte besitzen bereits einen schwarzen Gurt.

Es wuselt in der Halle, alle begrüssen sich, bringen sich langsam in Bewegung und tauschen sich aus. Doch sobald die Begrüssung mit «Mokuso» beginnt, ist es mucksmäuschenstill. Hat man die Augen geschlossen, könnte man meinen, man ist allein. Es fällt eine konzentrierte, leicht angespannte Stimmung über die Halle. Es ist klar, das Training hat begonnen – das Mindset wurde gesetzt. Auch als wir später unsere hohen Gäste, Shihan Y. Ogura und Sensei K. Kurihara begrüssen durften, ist die Ehrfurcht und der Respekt regelrecht greifbar.

Es ist unheimlich beeindruckend hier zum ersten Mal dazugehören zu dürfen und sich mitziehen lassen.

Da wir schon bei beeindruckend sind, würde ich hier gerne einen Dank an Ken ausrichten, welcher durch das ganze Lager sowohl als Dolmetscher aber auch als Karate-Ka voll im Einsatz stand und immer hundert Prozent gegeben hat. Wo andere nach Atem ringen durften, hatte Ken uns die Chance gegeben, den Gedankengängen von Shihan Ogura folgen zu dürfen.

Im Training unter gleichgesinnten Gurtfarben geht es ähnlich weiter. Alle kommen von verschiedenen Orten, haben bei unterschiedlichen Sensei gelernt und doch gibt es von Anfang an ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Ich denke, wir sind uns alle einig, das Training als hart, aber lehrreich und inspirierend zusammenfassen zu können. Wir in der Unterstufe durften bereits ein bisschen Mittelstufen-Luft schnuppern, indem wir uns mit schwierigeren Katas auseinandersetzten.

Am Mittag trennten sich die Wege, einige machten sich auf ins Restaurant, andere gingen ins Hotelzimmer, wieder andere genossen den Stadtkern von Bern, bevor es am Nachmittag nach dem gemeinsamen Einwärmen von Andrea Sensei wieder weiter ging.

Den Abend liessen wir gemeinsam in der Spaghetti-Factory und mit einer guten Glace ausklingen. Gut genährt freuten wir uns alle schon auf den nächsten Tag.

Freitag im Training eines Schwarzgurt und Kaderathleten

Das erste Training mit Shihan Ogura… egal wie lange man schon Schwarzgurt ist, man gibt sich immer ein bisschen extra mehr Mühe und versucht, alles aufzusaugen. Unsere japanischen Gäste fordern uns, sie wollen, dass wir weiter denken – das Karate in die Realität mitnehmen. Nicht nur die Katas lernen, sondern versuchen, sie zu verstehen. Mehr als nur die Bunkai zu den Katas auswendig zu lernen, sondern wirklich versuchen zu verstehen, um was es geht.

Nach einem kurzen Mittagessen ging es direkt ins Kadertraining bei Sensei Kurihara. Wir vertieften uns in die Kata Bassai-Dai, brachten unsere Körper mehr und mehr an ihre Grenzen und arbeiteten hart. Wir mussten alle staunen, ob der extrem beweglichen Hüfte des Senseis, und sollten uns da eventuell eine Scheibe davon abschneiden.

Direkt anschliessend ging es ohne grosse Pause weiter mit dem regulären Training. Verschwitz, müde und dankbar schlossen wir einen weiteren Trainingstag ab.

Nach diesem harten Trainingstag liessen wir uns zum Abschluss noch gemütlich in der erfrischenden Aare treiben und genossen einen gemeinsamen Abend voller kulinarischer Neuheiten. Beim Abendessen beim Inder kamen wir nochmals so richtig zum Schwitzen… man munkelt, dass es für manche etwas scharf war.

Für den Samstag befragen wir einen Grüngurt

Samstag machten wir uns mit etwas müden Knochen aber viel Vorfreude auf in den nächsten Tag.

Nach dem Grundschultraining stand Kata auf dem Plan. Es beeindruckt mich als Grüngurt immer wieder, wie schnell ich mir die Abläufe von den Katas merken kann und wieviel mehr Ausdauer ich habe, als eigentlich gedacht. Dieses Lager hat mir beigebracht, dass ich zu mehr in der Lage bin, als ich eigentlich meinte. Es ist schön, und ich denke auch dem können wir alle zustimmen, wie Karate einem mehr beibringt als nur Techniken. Karate hilft der Weiterentwicklung als Individuen.

Auch im Mittelstufentraining durften wir von Sensei Kurihara lernen. Es ist spannend, wie er komplexe Konzepte einfach und verständlich erklären kann, obwohl wir seiner Sprache nicht mächtig sind.

Obwohl auch ich noch relativ neu im Training bin, fühlte ich mich immer willkommen und hatte nie das Gefühl, bewertet zu werden, wenn ich etwas falsch machte.

Den Abend haben wir alle zusammen beim Grillfest verbracht, wo Geschichten geteilt, neue Bekanntschaften gemacht und gut gegessen wurde.

Sonntag begleiten wir einen Prüfling an ihre Danprüfung

Am Sonntag wachte ich überraschender Weise fit und voller Energie auf. Der Muskelkater war kaum noch zu spüren aber das Hauptthema war natürlich die Prüfung.

Trotz Prüfung am Mittag machte ich das erste Training konzentriert, aber etwas lockerer mit, bevor wir uns etwas zurückzogen, um uns noch ein letztes Mal vorzubereiten für die anstehende Prüfung.

Schneller als gedacht, ging es los, und wir standen in einer Reihe. Bereit zu zeigen, was wir gelernt hatten. Die Nervosität war deutlich spürbar, aber sobald es dann losging, übernahm die Konzentration.
Ich bin sehr froh, dass meine Prüfung sehr glatt und ohne grosse Wackler oder Ausrutscher gelaufen ist und bin stolz zu verkünden, dass ich mich ab jetzt Dan-Trägerin nennen darf.

Die Prüfungen so als Weissgurt, ohne jegliche Prüfungserfahrung (zumindest nicht im Karate) beobachten zu dürfen, war ein großartiges Erlebnis und hat mich ganz motiviert, meine erste eigene Prüfung abzulegen. Das Abschlusstraining, war mit allen zusammen. Das war ein besonderes Erlebnis für mich, Seite an Seite mit allen anderen trainieren zu dürfen, und ich freue mich schon sehr auf das nächste Mal.

Ein grosser Dank an alle SKR-Instruktoren und an Marcel Bachmann, welcher uns jedes Jahr wieder ein tolles Hotel und ein erlebnisvolles Nachtessen organisiert.

Für den Bericht wurden mehrere Personen interviewt.